Anfang 2018 wurde die „Foundation for a Smoke-Free World“ gegründet [1]. Diese Stiftung hat das selbsterklärte Ziel, die Welt innerhalb einer Generation rauchfrei zu machen, Krankheits- und Todesfolgen des Rauchens zu reduzieren, Rauchentwöhnungs-Strategien zu entwickeln und Tabakanbauern ökonomische Alternativen aufzuzeigen.

Was sich zunächst nach einer begrüßenswerten Public-Health-Initiative anhört, erscheint bei näherem Hinsehen jedoch als ein Versuch der Tabakindustrie, die eigenen wirtschaftlichen Interessen hinter philanthropischen Aktivitäten zu verstecken, soziale Verantwortung zu suggerieren und sich als seriöser Partner in Public Health zu präsentieren. Die Stiftung wird zu 100% von Philip Morris International finanziert. Dieses Unternehmen hat erklärt, zukünftig seinen Gewinn aus sogenannten „risikoreduzierten“ Produkten zu erzielen und ist aktuell dabei, mit einem Tabakerhitzer ein neues Marktsegment zu erschließen [2]. Daher fällt es schwer, die beteuerte Unabhängigkeit der „Foundation for a Smoke-Free World“ ernst zu nehmen, die den Schwerpunkt auf die Reduzierung des Konsums brennbarer Tabakprodukte legt [1] und in Videos sowie auf seinem Twitter-Kanal Verdampfer, E-Zigaretten und Tabakerhitzer als geeignete Instrumente der Rauchentwöhnung und Risikoreduzierung propagiert [3, 4].

Die internationale Staatengemeinschaft hat sich schon mehrfach bezüglich einer Zusammenarbeit mit der Tabakindustrie positioniert. So stellten die Vereinten Nationen beispielsweise 2012 einen fundamentalen Interessenkonflikt zwischen der Tabakindustrie und der öffentlichen Gesundheit fest [5]. Im Rahmenabkommen der WHO zur Eindämmung des Tabakgebrauchs von 2003 verpflichten sich die Vertragsstaaten, darunter Deutschland, gesundheitspolitische Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakkonsums vor den wirtschaftlichen Interessen der Tabakindustrie zu schützen [6].

Sowohl die WHO [7] als auch die Dekane von rund 20 nordamerikanischen Schools of Public Health [8] haben die Gründung dieser Stiftung kritisiert und lehnen jede Form der Zusammenarbeit mit ihr ab. Das Zukunftsforum Public Health schließt sich der internationalen Ablehnung der Public Health Community an und rät Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dringend, nicht mit der Foundation for a Smoke-Free World zu kooperieren.

Wenn es das Anliegen von Philip Morris wäre, einen Beitrag zu einer rauchfreien Welt zu leisten, so würde das Unternehmen evidenzbasierte Maßnahmen zur Eindämmung des Tabakgebrauchs wie Werbeverbote, Besteuerung oder Warnhinweise auf Zigarettenschachteln unterstützen, anstatt diese durch Lobbyarbeit bzw. auf juristischem Wege zu bekämpfen. Zudem würde das Unternehmen umgehend aufhören, aggressiv für Tabakprodukte zu werben, gerade auch bei jüngeren Zielgruppen. Diese Gruppen werden auch mit anderen Produkten wie „e-Zigaretten“ beworben, die potenziell lebenslange Nikotinabhängigkeit schaffen und große Gewinnmargen versprechen. Die gesundheitlichen Folgeschäden verschiedener Tabak- und Nikotinprodukte müssen auch weiterhin unabhängig und in klarer Abgrenzung von der Tabakindustrie erforscht werden.

[1] www.smokefreeworld.org/our-vision, abgerufen am 16.05.2018.

[2] Jazbinsek, D, Gießelmann, K: Tabakerhitzer: Streit um rauchfreie Alternative. Deutsches Ärzteblatt 2018; 115(4): A-130 / B-116 / C-116.

[3] https://vimeo.com/260323968, abgerufen am 12.06.2018.

[4] https://twitter.com/SmokeFreeFdn, abgerufen am 12.06.2018.

[4] General Assembly Resolution 66/2, Political Declaration of the High-level Meeting of the General Assembly on the Prevention and Control of Non-communicable Diseases, A/RES/66/2 (24 January 2012), para. 38.

[5] WHO Framework Convention on Tobacco Control, Artikel 5.3, http://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/42811/9241591013.pdf;jsessionid=5E4B06E28B4DB09F6120E79D1D3B6FCE?sequence=1, abgerufen am 16.05.2018.

[6] http://www.who.int/en/news-room/detail/28-09-2017-who-statement-on-philip-morris-funded-foundation-for-a-smoke-free-world, abgerufen am 16.05.2018.

[7] www.jhsph.edu/about/dean-mackenzie/news/smoke-free-world.html, abgerufen am 16.05.2018.

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